Kooperation Pia Causa und AOK Rheinland/Hamburg

Erfolgreiches Modellprojekt soll fortgesetzt werden

Die AOK Rheinland/Hamburg und der Pflegedienst der Alexianer Köln, die Pia Causa, arbeiten im Rahmen der Ambulant Psychiatrischen Pflegerischen Versorgung (APPV) erfolgreich zusammen.

Vom bisherigen Ergebnis überzeugt, möchten Peter De-Mary, Bereich Krankenhaus/Reha in der AOK Rheinland/Hamburg, und Bernd Spillner, Leitung der Pia Causa Köln GmbH, das Modell fortsetzen.

Warum, können Sie hier nachlesen:

Peter De-Mary: Was war der Grund dafür, dass die AOK das Modell „Ambulant Psychiatrische Pflegerische Versorgung (APPV) für Köln“ im Jahr 2015 aufgelegt haben?

Der Grundgedanke war - und ist nach wie vor -, dass viele Menschen mit psychischen Erkrankungen nicht ins Krankenhaus müssen und dass sie bedarfsgerecht ambulant versorgt werden können.
Dass dies auch durch eine nichtärztliche Versorgung gelingen kann, war mir nicht erst zum Projektbeginn klar. Da der Bedarf an Versorgung sehr individuell und teils auch schwankend ist, war mir wichtig, dass die ambulant tätigen Bezugspersonen freie Hand bei der Versorgung haben und der bürokratische Aufwand auf das Notwendigste reduziert wird. Die notwendige ärztliche Versorgung kann natürlich jederzeit und mit allen Versorgungsformen in Anspruch genommen werden.

Bernd Spillner: Welche Aufgaben kann der Ambulante Pflegedienst der Alexianer,  Pia Causa, in diesem Kontext beitragen?

Die Pia Causa Köln erbringt seit 1996 im ambulanten Versorgungssetting „ambulante psychiatrische Pflege“ (APP). Über diese lange Zeit der Leistungserbringung haben wir viele Erfahrungen über die Versorgung von Menschen mit psychiatrischen Erkrankungen sammeln können. Unser Versorgungsangebot überstreckt sich nicht nur über den Leistungen der Krankassen, sondern von den Leistungen der niedrigschwelligen Eingliederungshilfe bis hin zu umfänglicheren Hilfen der Eingliederungshilfe und auch der Pflegeversicherung. Die Pia Causa Köln steht in diesem Kontext mit reichlich empirischen Wissen in der ambulant psychiatrischen pflegerischen Versorgung als Partner zur Seite.

Die ambulante psychiatrische Pflege (APP) steht bisher in dieser Regelversorgungsstruktur unter dem Dach der Bürokratie mit Formalitäten nach den Richtlinien für häusliche Krankenpflege und einem abstrakt formulierten ärztlichen Behandlungsplan, der nicht selten an die Wünsche bzw. Bedürfnisse des Erkrankten vorbei formuliert ist. Aufgrund dieser umfänglichen Bürokratie, die vor Beginn der ambulanten psychiatrischen Pflege (APP) steht, verlassen nicht selten psychiatrisch erkrankte Menschen eine Facharztpraxis (oder sogar Klinikaufenthalt) ohne eine gültige Verordnung für die ambulante psychiatrische Pflege in der Tasche zu haben. Viele Kostenträger kennen dieses Problem, jedoch sind nur wenige Kostenträger so mutig, dies zu ändern oder eine Kompromisslösung finden.

Die Idee der AOK Rheinland / Hamburg die Bürokratie abzubauen und den Fokus der Versorgung auf die Wünsche des Versicherten zurichten, klang für uns am Anfang absolut futuristisch und unglaubwürdig. Mit den beteiligten Anbietern in Köln wurde diese Idee eine realistische Versorgungsform - die „AOK – APPV“. Losgelöst von starren Vorordnungsvorgaben hin zu einer individuellen Versorgung von Menschen mit einer psychiatrischen Erkrankung, ist diese Versorgungsangebot nicht nur für den Erkrankten interessant, sondern auch für die Mitarbeiter. Pflegerisches Knowhow ist mit dieser Individualität der Versorgungssturktur gut umsetzbar.

De-Mary: Sind die Erwartungen der AOK an das APPV-Modell erfüllt worden und wenn ja, wie konnte man damit auch explizit  den Anforderungen der Angehörigen gerecht werden?

Von Anfang an war mir die Versorgung der Angehörigen und insbesondere die der im Haushalt lebenden Kinder wichtig. Für Kinder im Haushalt haben wir deshalb explizit vereinbart, dass der Leitfaden, den die Stadt Köln für Kinder psychisch kranker Eltern aufgelegt hat, zu beachten ist.
Wir haben unsere Versorgungsmöglichkeit so ausgestaltet, dass die gesamte Familie des Erkrankten vom Modell profitieren kann. Damit der familiäre Zusammenhalt und das Füreinander erhalten bleibt und gefördert wird, haben die Bezugspersonen des Erkrankten der APPV die Möglichkeit parallel auch hier, je nach Bedürfnis, zu unterstützen – alles im Rahmen des Modellprojektes.
Nach aktuellen Auswertungen zeigt sich, dass das Modellprojekt die Erwartungen erfüllt. Weitere Analysen laufen derzeit noch und ich bin zuversichtlich, dass diese in die gleiche Richtung weisen.
Allerdings wurde auch deutlich, dass eine kontinuierliche Versorgung und eine individuelle Anlaufzeit notwendig ist. Dies ist allerdings auch klar, weil die APPV-Dienste einerseits das Vertrauen aufbauen müssen und andererseits die bedarfsgerechte Versorgung einer sensiblen Abstimmung mit dem Erkrankten bedarf. Zudem gibt es immer mal wieder Krisen, die bewältigt werden müssen und nach denen ggf. neue Einschätzungen notwendig sind.

Spillner: In welcher Weise konnten die Erfahrungen aus diesem Modell die tägliche Arbeit des Teams der Pia Causa im Ganzen befruchten?

Alleine die Ablösung der ambulanten psychiatrischen Pflege bei/mit AOK Versicherten von den starren Strukturen erleichterte die Arbeit mit den Klienten und seinen Angehörigen erheblich bzw. spürbar. Von der Aufnahme eines Klienten in die ambulante Versorgung bis zum Tag des Versorgungsendes ist geprägt von den Wünschen und Bedürfnisse des Klienten mit seiner psychiatrischen Erkrankung. Da wir die ambulante psychiatrische Pflege (Regelversorgung der Sicherungspflege) auch weiterhin für andere Krankenkassen erbringen, haben wir den direkten Vergleich.
Mit dem Beginn des Modellprojektes sammeln wir regelmäßig Rückmeldungen/Bewertungen von Klienten und Mitarbeiter zum Modellprojekt. Weiterhin erheben wir in der Versorgung regelmäßig Daten mit dem HoNOS-D Assessment, um den Versorgungsverlauf evaluieren zu können.

Gibt es Aspekte, die bei Fortsetzung des APPV-Modell in Zukunft noch stärker in den Blick genommen werden?

De-Mary: Mein primäres Ziel ist: Das Modellprojekt soll über das bisher vorgesehene Vertragsende hinaus verlängert werden. Daran arbeite ich aktuell mit Hochdruck.
Inhaltlich möchte ich, dass wir uns besser auf die Probleme des Fachkräftemangels einstellen und flexibler reagieren können, wenn es um die Frage geht, wer darf versorgen.

Spillner: Ich würde definitiv eine Fortführung des Modellprojekts befürworten, denn hierdurch hat sich die Versorgungsqualität für den Klienten (AOK Versicherten) erheblich gesteigert. Ein nicht allzu kleiner Nebeneffekt ist, dass sich das vernetzte Arbeiten mit den anderen psychiatrischen Dienstleistern in Köln deutlich verbessert hat. Nicht zu vergessen auch eine deutlich verbesserte Zusammenarbeit auf allen Ebenen mit der AOK Rheinland / Hamburg. Ein Dank auch hier an Herrn De-Mary für seine wertschätzende Arbeit an und mit dem Modellprojekt.

Vielen Dank für das Gespräch!


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